Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern

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Titel
Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2013 / Annuaire du Service archéologique du canton de Berne 2013.


Herausgeber
Archäologie Bern; Archéologie bernoise
Erschienen
Bern 2014: Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Anzahl Seiten
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Anna Kienholz

Das Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2013 erscheint in einem neuen Layout, das sich sehr anschaulich, reich bebildert mit Fotos und Diagrammen, präsentiert. Nicht nur für Fachleute vermittelt es interessante und ansprechende Berichte von der Urgeschichte bis in die Neuzeit. Die starke Bautätigkeit bringt die Archäologie unter grossen Druck, denn der massive Anstieg der Baugesuche im Jahr 2012 erreichte erstmals die 7 000er-Marke. Daraus ergaben sich 45 grössere Untersuchungen sowie 229 kleinere Feldeinsätze. Das zeitliche Spektrum reicht vom fünftausendjährigen Dolmengrab in Oberbipp bis zu den Überresten einer 1946 auf dem Gauligletscher abgestürzten Dakota.

Auf einen ersten tabellarischen Teil mit übersichtlichen Auflistungen der Felduntersuchungen und Konservierungen aus dem Jahr 2012 folgt ein zweiter Teil, in dem ausgewählte Feldeinsätze in Form von zwei- bis sechsseitigen Kurzberichten beschrieben werden. Klar formuliert und anschaulich bebildert, umfassen sie Aktivitäten aus allen Epochen. Hervorzuheben ist einmal der Erstbericht über den neolithischen Dolmen mit Bestattungen aus Oberbipp. Exemplarisch zu erwähnen sind hier zudem einige weitere Grabungsresultate. In Attiswil konnten ein eisenzeitlicher Gutshof und ein römisches Gebäude nachgewiesen werden. Ein römisches Gräberfeld und Spuren älterer Kulturen kamen in Allmendingen zutage, darunter ein speziell schöner Fund von zwei Terrakottapferden, die wohl ursprünglich ein Gespann bildeten. Überreste einer ländlichen Siedlung des Früh- und Hochmittelalters wurden in Bätterkinden erfasst. Im bernischen Jura tauchten Reste aus dem Kloster von Grandval in Moutier auf. In der Stadt Bern kamen vor dem Bundeshaus unerwarteterweise sehr gut erhaltene Reste einer barockzeitlichen Grabenbrücke zum Vorschein. Untersuchungen in Interlaken lieferten neue Befunde zum Augustiner-Chorherren- und -Chorfrauenstift. In Niederönz konnte eine spätmittelalterliche Erdburg untersucht werden. Auch die Sanierung und touristische Erschliessung der Überreste des Bades Weissenburg im Simmental sind einen Bericht wert. Ein Kurzbericht widmet sich dem Einsatz von Drohnen in der alpinen Archäologie (Oberhasli).

Der dritte Teil enthält mehrere etwas ausführlichere Aufsätze. Zu nennen ist unter anderem jener über die römischen Bestattungen in Studen, der sich auf einer grundsätzlicheren Ebene mit der anthropologischen Untersuchung auseinandersetzt und deren Methoden am Material der sechs Bestattungen diskutiert. Erwähnenswert ist die ungewöhnliche Lage der Bestattungen zwischen Damm und Strasse, da sie nicht den damaligen römischen Bestattungssitten entsprach. Zwei Aufsätze widmen sich der Entwicklung der Stadt Thun. Anhand einer Hausparzelle im Bälliz konnte die Baugeschichte ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis 1926 rekonstruiert werden. Weiter lieferten zwei Bürgerhäuser an der Oberen Hauptgasse interessante Aspekte zur Baugeschichte im Spätmittelalter. Thema sind hier die Parzellengrenze, die Stagnation der Bautätigkeit im 17. Jahrhundert und ein erneuter Bauimpuls im 18. Jahrhundert. Die rege Bautätigkeit im Kanton Bern benötigt Kies und der Kiesabbau ist eng mit der Archäologie verknüpft. Am Beispiel des Challnechwaldes bei Kallnach werden die verschiedenen Möglichkeiten der archäologischen Prospektion und deren Resultate vorgestellt. Diese Methoden zeigen auf, wie ein von Bautätigkeit betroffenes Gebiet rasch und einfach auf archäologische Spuren überprüft werden kann. In den beiden nächsten Aufsätzen geht es weniger um Bauten denn um praktische Tätigkeiten. Der erste handelt von der Herstellung neolithischer Rindengefässe aus der Bielerseeregion und beschreibt anschaulich die Gewinnung des Rohmaterials und die Nähtechnik. Im Fokus des zweiten Aufsatzes steht der Einbaum aus Moosseedorf, dessen ursprüngliche Form mithilfe eines 3D-Scans rekonstruiert werden konnte. Die Herausforderung dieses speziellen Fundstückes besteht in der fachgerechten Bergung und der Konservierung.

Zitierweise:
Anna Kienholz: Rezension zu: Erziehungsdirektion des Kantons Bern / Archäologischer Dienst des Kantons Bern (Hrsg.): Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2013. Annuaire du Service archéologique du canton de Berne 2013. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 78 Nr. 3, 2016, S. 59-60.

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Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 78 Nr. 3, 2016, S. 59-60.

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